Ukraine und Deutschland: Missverständnisse, Unterschiede & Kuriositäten

Hier haben wir gesammelt was uns während unseres Projektes in Chernivtsi aufgefallen ist...

26.3.08

Eigenes und Fremdes....

Was die Deutschen so erzählen...

Julia, 18, über das Wasser: In Deutschland kann man das Wasser aus dem Wasserhahn verwenden. Die Ukrainer müssen zuerst Wasser kochen und erst dann können sie es trinken. Ukrainisches Wasser ist nicht sauber und ungesund!

Dazu Aljona, 11-B: Das stimmt. Unsere Leitungen sind alt und wenn sie repariert werden, kommt oft braunes Wasser aus dem Hahn. Aber Ukrainer wissen sich zu helfen! Jeden Morgen fahren Autos durch die Wohngebiete, bei denen man für wenig Geld Trinkwasser kaufen kann. Leider muss man das dann nach Hause tragen!

Julia, 18, über den Straßenverkehr: Die Ukrainer haben Straßenregeln, aber keiner hält sich an sie. Für die Ukrainer bedeuten gelbe oder rote Farbe ­(wenn kein Auto kommt und manchmal auch wenn Autos kommen) - Grün. Das gibt es bei den Auto- Fahrern und bei den Fußgängern. Und das, obwohl die Ampeln ganz modern einen Zeitcountdown anzeigen!


Dazu Aljona, 11b: Das stimmt ;-). Julja verstand das nicht und als wir die Straße bei Rot überquerten, schrie sie immer, wir sollten stehen bleiben! Aber wozu? Wir haben doch Augen im Kopf. Herr Steffen sagt immer, wenn er klar machen will, was Preußentum ist: "Die gehen auch nachts um 02.00 bei Rot nicht über die Straße, obwohl weit und breit kein Auto ist!" Kann das normal sein? Ukrainer lieben es, sich nicht an Regeln zu halten. Aber nur, wenn kein Milizionär in der Nähe ist ;-)

Stefan, 14, über die Anschnallpflicht: Es ist für die Deutschen ungewöhnlich, dass die Fahrer Anschnallgurte im Auto haben, sie aber nicht benutzen. Ich habe sogar Kleinkinder gesehen, die ungesichert auf der Rückbank standen und auf unseren Bus guckten!

Dazu Aljona ,11-B: Ja, sie sind eben mutiger als die Deutschen! Vielleicht lieben wir mehr Risiko?

Julia, 18, über Fahrpläne: In Deutschland gibt es einen Busfahrplan; meist sind die Busse und Bahnen pünktlich. In der Ukraine soll man 20 oder 40 Minuten auf den Bus warten, je nachdem, ob gerade einer unterwegs ist, oder nicht. Als wir im Markt waren, warteten wir sehr lang auf den Bus und dann waren wir schockiert: 28 Leute fuhren in einem Klein- Bus, der in Kiew vom Flugplatz nur 10 Leute mitnahm, weil er nur 10 Sitzplätze hat! Wie kann man so viele Menschen auf so wenig Platz verstauen? Das ist ja wie in einer Sardinenbüchse!

Dazu Kolja, 9a: Ja, das ist oft so. Manchmal muss man auch zu Fuß gehen, wenn der Strom für den O- Bus ausfällt. Oft fallen die Stromabnehmer herunter und manchmal müssen die Passagiere helfen, den Bus wieder flott zu machen. Im Winter ist es besonders schlimm. Aber dafür rückt unser Volk eben nah zusammen! Ist das nichts?

Figga, 16, über Sonnenbrillen: Klar, Janine hat auch eine Sonnenbrille auf. Aber Sonnenbrillen in der Disco?! In der Ukraine tragen alle Jugendlichen (und nicht nur junge Menschen) in der Disco eine Sonnenbrille, obwohl es dort ganz dunkel ist. Wozu?

Dazu Anja, 16: Meine Freundin Katja geht wohl mit der Sonnenbrille schlafen. Wozu? Es ist eben modisch und sieht cool aus. Vielleicht soll man auch nicht immer gleich tief in die Augen blicken können ;-)

David, 16, über die Leute hier: Warum nicht in die Augen blicken? Die Leute sind in der Ukraine offener und freundlicher, z.B., wenn sie in Team arbeiten, können sie Freundschaft mit Menschen aus den anderen Teams schließen. In Deutschland ist jeder für sich. Das erlebe ich hier ganz anders und das freut mich!



Dazu Katja, 9a: Das ist so und das ist auch gut so! Warum sollen wir die anderen denn nicht mögen?


David, 16, über Alkohol und Zigaretten: Die Verkäufer in der Ukraine fragen nicht, ob die Jugendlichen schon 18 sind, wenn sie Alkohol oder Zigaretten kaufen. Weiß nicht, ob ich das nun cool finden soll, oder nicht.

Anonym, 11b: Nur einmal hat die Verkäuferin mich gefragt, wie alt ich bin, und ich antwortete: „Ich bin 18. Ich bin in der 11. Klasse, ich ging in die Schule erst mit 8 Jahren. (Ich bin aber erst 16 und in der Ukraine kommt man mit 6 oder 7 zur Schule!)








Frigga, 16 über Mode: In der Ukraine tragen die Mädchen Stiefel mit sehr hohen Absätzen und dazu sehr kurze Röcke- obwohl es kalt ist! Das ist super für die Jungen, aber für die Mädchen?

Katja, 9a: Wer schön sein will, muss leiden können!

Ira, 11b, über Katzen und Hunde: Die Deutschen wundern sich immer über die vielen Katzen und Hunde, die herrenlos hier herumstreunen. Scheint es in Deutschland nicht zu geben. Ich hab noch nie darüber nachgedacht. Wozu auch? Wo soll man denn mit den Tieren hin? Man kann sie doch nicht einfach umbringen?

Vanessa, 13: Dazu gibt es in Deutschland Tierheime. Ich habe aber auch oft gesehen, dass alte Leute die Tiere füttern. Da haben sie was zu tun.


















Vanessa, 13, über die Toiletten:
Ich musste ganz dringend aufs Klo. Da hat Lena vorgeschlagen, ins Kino und da auf die Toilette zu gehen.
Als ich sie sah, bekam ich einen Schock:

Nessa: „Was ist das?!?“
Lena: „Eine Toilette!“
Nessa: „Das ist ein Loch!!!“
Lena: „Na und???“
Nessa: „Wie soll man das Ding benutzen???“

Lena: „Ja, naja, drüber stellen!“

Da kam mir erstmal das Lachen… Ich dachte, es wäre ein Scherz. Lena verstand, das ich dieses Klo nicht benutzen wollte.

Dazu Lena, 15: Wie unser Direktor auf dem Bergfest sagte: "Das werden wir auch noch ändern!"

Vanessa, 13: Bei uns in Deutschland gibt es selten warmes Frühstück, was hier ganz anders ist.

Kolja, 9a: Im remscheid bekamen viele unserer Schüler Probleme mit dem Magen. Die Deutschen und ihr Butterbrot!

Vanessa, 13, über den Autoverkehr: Was hier ein krasser Unterschied ist, ist, dass we
nn es nur 2 Fahrspuren gibt, daraus auch mal fix 4 gemacht werden können.

Dazu Aljona, 11b: Siehe oben! ;-)

Vanessa, 13, über das Auto- Fahren: Wenn man hier ein Elternteil oder einen Bekannten hat, der bei der Polizei arbeitet, könnte man mit 12 Jahren schon Auto fahren. Gesetzlich darf man mit 17 Jahren den Führerschein machen.

Dazu Frank Steffen, 48: Die Ergebnisse davon und auch von dem Umstand, dass viele ihren Führerschein "auf dem Markt kaufen", kann man am Straßenrand sehen: Kränze und Kreuze mahnen am Wegesrand an die Tollkühnen, die Betrunkenen, die ohne Licht fahren oder eben an die, die ein Auto nicht beherrschen, aber trotzdem damit unterwegs sind.

Julia, 18, über CDs: In Deutschland sind alle CDs teuer. Sie
kosten etwa 20 Euro. In der Ukraine kann man mit diesem Geld 5 CDs kaufen.

Dazu Kolja, 9a: Julia hat gestern 2 CDs gekauft. Klamotten, sagt sie, sind hier auch billiger als in Deutschland. Wie kann das sein? Was machen die Deutschen mit so viel Profit?

Frigga, 16, über die ukrainischen Männer: Alle Männer hier sind Gentlemans
.

Lesja, Anja und Aljona 11b: Die Ukrainer denken anders. Unsere Männer sind unhöflich! Warum sind sie Gentlemans? Sie denken nur an sich. Und Gentlemans müssen den Frauen Blumen kaufen, die Tür öffnen… Aber jetzt ist 21. Jahrhundert und es ist nicht leicht, Männer zu vergleichen. So viele deutsche Männer kennen wir auch gar nicht. Darum ist diese Frage noch offen.

Janine, 14: Die Jugendlichen gehen hier in die Disko ohn
e nach dem Ausweis gefragt zu werden. Toll.

Dazu Ira, 11b: Das ist toller, weil wir wissen, dass es eigentlich verboten ist, und darum machen wir das. Verbotene Früchte sind immer süß!

Janine, 14: Hier kann man Gabel und Messe
r nur im Restaurant sehen! Warum nicht zu Hause? Ist das nun Kultur oder nur eine andere Erziehung?

Dazu Roksolana, 11b: Die Ukrainer sehen das anders. Wir finden es total normal, denn unsere Küche ist so, dass wir nicht oft ein Messer brauchen.
Und Aljona, 11b: Ich war in Deutschland und ein Jun
ge in meiner Gastfamilie aß mit den Händen. Es gibt auch hier Familien, wo es Tradition ist, mit dem Messer zu essen. Aber die meisten essen nur mit einer Gabel. Es ist egal. Wir alle sind Menschen und das ist nicht mit den Nationen verbunden.

Frigga, 16, noch einmal zum Wasser: Es gibt kein warmes Wasser zu Hause. Man muss einen Boiler haben, um warmes Wasser zu bekommen. Was machen da die, die sich keinen leisten können?


Dazu Aljona, 11b: Ehrlich gesagt ist das das ein politisches Problem. Nur in unserem Gebiet gibt es kein warmes Wasser. Wir kaufen Boiler, weil unser Bürgermeister die Firma führt, die sie produziert. Wir haben eigentlich eine zentrale Warmwasserleitung.

Dazu Frank Steffen, 48: In meinem Gebiet machte man eine Befragung. Wenn mehr als 70% schon einen Boiler haben, wird das bisher sporadisch vorhandene warme Wasser abgedreht, so die Dame an meiner Tür. Und das geschah. Was für ein scheindemokratisches Mäntelchen! Immerhin 30% der Armen, Schwachen und Kranken sind so gezwungen, sich einem Trend zu beugen, der auch den relativ Wohlhabenden von der Politik der Stadtverwaltung aufgezwungen wurde. Die Folgen kann man riechen, z.B. wenn man an der alten Frau aus dem 6. Stock vorbei geht! Sie kann sich offensichtlich nicht mehr in die Wanne stellen, um sich mit Wasser aus Schüsseln zu übergießen...

Frigga, 16: Es gibt viele hohe Häuser hier mit kleinen Wohnungen. Fast nur Zwei- und Dreiraumwohnungen. In Deutschland ist das anders. Wer kann, baut sich ein kleines, bequemes und komfortables Haus. Wer hier kann, baut sich einen Palast. Die Deutschen zeigen mit den Häusern nicht so sehr ihren Reichtum, wie in der Ukraine.

Dazu Roksolana, 11b: Unsere Häuser sind hoch und mit vielen Wohnungen, wie in China. Oft leben auch mehrere Generationen unter einem Dach. Das ist nicht sehr bequem.















Und Lesja, 11b: Quantität ist immer noch populärer als Qualität. So baute man in der Sowjet - Union. Erst jetzt baut man gute Häuser, wenn man kann. Aber wenn man viel Geld hat, baut man sich super- schöne Häuser, denn alle müssen sie sehen und bewundern. Andere sind sc hon froh, wenn sie ihre Wohnung renovieren können.



Frigga, 16, über Autos: Die Autos sind modern und schnell. Und die Ukraine nennt man arm?!

Dazu Olja, 9a: Ein ähnliches Problem wie mit den Häusern. In Kiew kann man die meisten teuren Autos finden. Aber hier gibt es auch immer mehr. Es ist traurig, weil in der Ukraine alle nur ihr Reichtum zeigen wollen. Unser Lehrer aus Deutschland, Herr Steffen, hat ein Auto, das alt und nicht so teuer ist. Das ist ungewöhnlich für die Zöllner, wenn er nach Hause fährt. Aber oft ist das Auto eben auch das Einzige, was eine Familie hat. Der Mann sieht es als sein Hobby, aber die Frau muss auf die Waschmaschine noch warten. Das ist ungerecht!

Frigga, 16, über Motorradfahrer: Viele Motorradfahrer fahren auf dem Motorrad ohne Helm! Ist das nun Mode oder mögen die Menschen das Risiko wirklich so sehr?

Kolja, 9a: Vielleicht der Fahrer hat kein Geld für einen Helm, weil gute Helme sehr viel kosten. Auch ist unsere Stadt sehr klein. Vielleicht will der Fahrer allen zeigen, dass er ohne Helm sehr schnell fahren kann und wie COOL er dann ist.

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